Lieber wäre ich bei meinen Freunden gewesen, aber für einen 15-Jährigen ist auch ein Segelurlaub voller Abenteuer. Frühstück auf dem Segelboot meines Vaters am Bodensee. Es ist schon etwas eng und als ich aufstehen möchte, um nach der Marmelade zu greifen, muss ich gleichzeitig den Kopf einziehen und mich verdrehen. Und da passiert es.
Ich spüre etwas in meinem Rücken schnappen und ein Schmerz fährt mir hinunter bis in den Fuß. Der Beginn einer 15-jährigen Odyssee mit Ischias-Beschwerden, die mein Leben prägen soll. Zahllose Male habe ich erneut Hoffnung geschöpft, als mein Vater einen weiteren Arzt gefunden hat, der landesweit bekannt ist – manchmal gar über die Landesgrenzen hinaus. Sie sind alle unglaublich klug und belesen. Und selbstbewusst. Und am Ende sitze ich doch wieder zu Hause, allein gelassen mit meinen Schmerzen.
Erst nach dem Staatsexamen, zu dem ich vollgestopft mit Schmerzmitteln auf Krücken humpeln musste, kommt die Wende. Ein einfacher Masseur versteht mein Problem. Er erkennt an meiner Körperhaltung und -Bewegung, wie arg sich mein Körper plagt. Und er setzt nicht am Rücken an, mit seiner Therapie, wie alle anderen, nicht dort, wo es weh tut. Er behandelt meine Bauchmuskulatur. „Das wirst Du spüren“, sagt er. Und recht hat er. Nach ¾ Stunden erhebe ich mich von der Massageliege und kann kaum noch stehen. Ich falle ständig nach hinten über, weiß kaum noch, wie ich mein Gleichgewicht wahren soll! Aber nie wieder hatte ich seitdem Ischias-Schmerzen.
Die Jahre darauf besucht er uns immer wieder aus den USA und wir geben zusammen Workshops in Deutschland. Er über die Haltung, ich über den Biss. Und es passt zusammen! Was ich über Körperhaltung weiß, habe ich von ihm gelernt. Es gibt sie, die klare Linie in der Kakofonie von unfundierten Meinungen, Werbung und Prahlerei. Sie schillert nicht immer im Rampenlicht, tönt nicht immer am lautesten, aber ich bin überzeugt: Für jedes Problem gibt es eine Lösung.
Man darf nur nicht aufgeben!